geist:reicht

Informationen

Bei dem Projekt geist:reicht handelt es sich um ein Gruppenangebot für Studierende mit psychischen Beeinträchtigungen sowie Problemschwerpunkt Arbeitsstörung.

Wieso gibt es uns?
Der bedeutsame Anteil von psychischen Erkrankungen in unserer Gesellschaft betrifft natürlich auch einen beachtlichen Teil von Studierenden. Für junge Menschen bedeutet ein Studium nicht nur eine entscheidende Umbruchphase des Erwachsenwerdens zwischen Eigenständigkeit und persönlicher Selbstfindung, sondern auch eine anspruchsvolle Herausforderung an die eigene Leistungsfähigkeit im Rahmen der akademischen Erwartungen (vor allem im Zuge der Bologna-Reform umso mehr). Diese Konstellation bietet ausreichend Nährboden für die Manifestierung von psychischen Erkrankungen, welche nicht selten mit Arbeitsstörungen einhergehen und damit den Verlauf und den erfolgreichen Abschluss eines Studiums gefährden.
Um diesem negativen Trend konstruktiv entgegen zu wirken, wurde auf Initiative von psychisch beeinträchtigten Studierenden geist:reicht ins Leben gerufen.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen psychischer Erkrankung und Arbeitsstörung?
Häufig gehen psychische Erkrankungen während des Studiums unweigerlich mit Arbeitsstörungen einher.
Dabei gibt es verschiedenste Formen der Arbeitsstörung - angefangen vom Aufschiebeverhalten (Prokrastination) bis hin zu "Burnout"-gefährdender Stressüberlastung. Während beim Aufschiebeverhalten meist psychische Störungen maßgeblich die Ursache für Arbeitsstörungen sind, kann in anderen Fällen übermäßige Stressbelastung zu neuen psychischen Leiden führen.
Eines gilt jedoch als sicher: wenn man Arbeitsstörungen dauerhaft nicht in den Griff bekommt, führt dieser Zustand zwangsläufig (noch mehr) in die psychische Erkrankung (z.B. Depression) - ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt - mit unserer Unterstützung...

Was sind unsere Ziele?

  • Unterstützung von Studierenden mit psychischen Beeinträchtigungen bei der Bewältigung von Studienleistungen, welche durch ihre psychischen Probleme deutlich erschwert und gefährdet sind
  • Erfahrungsaustausch unter gleichgesinnten Studierenden mit ähnlichen Problemen
  • Gegenseitige Motivation und Unterstützung
  • Vermittlung von Informationen zum Schwerpunktthema Arbeitsstörung und Lösungskonzepte anhand von aktuell anstehenden Bearbeitungsaufgaben
  • Netzwerkmöglichkeiten (z.B. für Tandemlernen oder fachlich-thematische Arbeitskooperationen)
  • Optionales Forum zur Integration von Studierenden mit psychischen Beeinträchtigungen im Hochschulleben (Stichwort: Chancenausgleich)

Welche Wirkung hat unser Projekt?
Auch psychisch beeinträchtigte Menschen haben ein Grundrecht auf Bildung und intellektuelle Selbstentfaltung. Unser Gruppenprojekt unterstützt betroffene Studierende dabei und setzt zugleich auf das Prinzip des fairen Chancenausgleichs für Benachteiligte.
Unserer gesellschaftlichen Verantwortung entsprechend möchten wir gleichzeitig auch dazu beitragen, dass durch psychische Beeinträchtigung häufig verursachte Studienverzögerungen (welche dauerhaftes Leid verstärken) oder gar Studienabbrüche möglichst gemindert werden - was nicht nur den jeweilgen Studierenden (in ihrer individuellen Entfaltung) neue Perspektiven eröffnet, sondern auch einen positiven Effekt für alle Menschen in unserer Gesellschaft ermöglicht.

Was bedeutet der Name "geist:reicht" eigentlich?
Der Name geist:reicht hat eine doppelte Bedeutung.
Zum einen soll er dem Vorurteil trotzen, dass psychische Beeinträchtigung und intellektuelle Entfaltung sich ausschließen – was natürlich absoluter Unsinn ist. Jeder Studierende hat sich seinen Studienplatz aufgrund seiner eigenen geistigen Begabung verdient, und damit ist klar, dass für ein Studium in jedem Fall sein Geist reicht.
Zum anderen impliziert der Name auch die Tatsache, dass psychisch beeinträchtigte Studiernende ebenfalls geistreich sind – manchmal vielleicht sogar mehr als ihnen lieb ist, im Angesicht einer psychischen Erkrankung.
In Bezug auf unsere Gruppe kann sich dabei jede(r) Teilnehmer(in) ganz persönlich ein eigenes Spektrum der Bedeutung erschließen: von "reicht aus" bis "reicht vollkommen". In jedem Fall ist es genug, um ein Hochschulstudium erfolgreich abzuschließen - und dabei soll diese Gruppe eine wichtige Unterstützung sein...

Worin besteht die besondere Philosophie unserer Gruppe?
Aus Gründen der Authentizität und Interessenwahrung wird unser Gruppenprojekt ausschließlich von Studierenden für Studierende organisiert. Die Atmosphäre innerhalb der Gruppe ist geprägt von Vertrauen und gegenseitigem Respekt - und das daraus wachsende Gemeinschaftsgefühl bildet die essentielle Basis für Motivation und Antrieb.
Dabei ist unser Blick maßgeblich vorwärts gerichtet und orientiert sich an konstruktiven Lösungskonzepten. Wir sind nicht daran interessiert, als psychisch Beeinträchtigte dauerhaft im Studium zu verharren und nach Wegen zu suchen, wie wir als Sonderfall vom Sonderfall den Status Student(in) möglichst lange aufrecht erhalten können. Vielmehr sind wir bestrebt, unser Studium erfolgreich abzuschließen und damit in unserem Leben einen entscheidenden Schritt weiter zu kommen.
Auch wollen wir uns als psychisch Beeinträchtigte nicht von der übrigen Gesellschaft isolieren, sondern zielstrebig Lösungen finden, wie wir in dieser unser aller Gesellschaft bestmöglich vorankommen - um es anderen Studierenden gleich zu tun und ebenfalls einen Hochschulabschluss zu erlangen.